Herausforderung: Riesenslalom am Kitzbühler Ganslernhang
Drei einsame ESVler machen sich am 08.02.2025 auf den Weg nach Kitzbühel mit dem Ziel Offene Müncher Meisterschaften am Ganslernhang. Ganslernhang? Richtig, das ist die Piste, wo sich vor 14 Tagen die Weltcup-Elite der Herren um den Sieg und die legendäre Sieger-Gams im Slalom duellierten. Und warum einsam? Nun, weil sie davor in den Wochen immer mit einer viel größeren ESV-Gruppe bei den Vereinsmeisterschaften, der Ahrntalfahrt oder den Stadtmeisterschaften unterwegs waren. Da fühlen sich drei Personen wenig an.
Und tatsächlich, schon bei der Besichtung wird die ganze Herausforderungen dieses Projektes deutlich. Eine anspruchsvolle, superharte Piste mit steilen Kanten, sogenannten blinden Toren, wo sich das nächste Tor hinter einer Kuppe oder Welle versteckt und eine gegenüber dem Weltcup nur unwesentlich kürzere Strecke. Das macht Eindruck bei Eberhard und den zwei Kais. Wo gilt es taktisch zu fahren? Worauf konzentriere ich mich generell, wenn schon bei der Besichtigung ein Teil der Athleten auf den eisigen Stellen auf dem Hosenboden in die Tiefe rauschen? Ein bißchen macht sich auch Erleichterung breit, denn jetzt ist es gut, dass die Mannschaft heute eher klein und erfahren ist.
Zunächst aber warten die drei, fahren sich neben der Piste ein und schauen sich einige Starter an, da man ja mit den Startnummern 264, 273 und 320 nicht gleich als erstes an der Reihe ist. Es geht zum Aufwärmen und Entspannen auch noch mal kurz in die Red-Bull-Lounge im Zielbereich. Die Bedienung lacht dort, als wir sagen, dass sie mit uns deutsch sprechen kann. Das ist sie von den letzten Wochen davor nicht gewohnt, meint sie.
So, dann ist es Zeit, sich zum Start zu begeben und sich startfertig zu machen. Wir nehmen uns alle vor, sauber mit Druck über den Außenski zu fahren, damit wir möglichst wenig auf dem eisigen Kurs rutschen. Der griffige Schnee ist schon längst rausgefahren und die Idealspur glänzt bitzblank, leicht bläulich. Wenigstens ein guter Indikator, wo wir langfahren müssen. 3-2-1-Los geht es, die ersten vier Tore sind noch relativ flach, dann geht es über eine Kante in den steilsten Teil des Kurses. Hier müssen wir uns überwinden und den größten Kantendruck am Außenski aufbauen, alles was nur geht. Aber das haben wir uns gut angeschaut und klappt bei uns, das Gefühl ist trotzdem mulmig. Nach weiteren vier Toren wird es angenehmer. Es ist weniger steil, aber dafür versperren einem drei Kuppen / Wellen die freie Sicht auf den Kurs. Wir versuchen, an jeden Tor eine hohe Linie zu fahren, die Position wird jetzt etwas mutiger, geduckter, tiefer und mit stärkerer Kurvenlage von der Hüfte abwärts. Und dann endlich der Schlussteil, aber ohhje, ein blaues Tor steht doch viel weiter aus der Richtung. Kai Tieskötter hat richtig große Probleme, muss nochmal richtig stark Druck geben und überdreht. Taumelnd bewegt er sich Richtung Ziel, die Bindung löst endlich aus und durchs Ziel geht es auf nur noch einem Ski. Und es hat auch wehgetan. Mist, das Knie schmerzt ganz schön. Und auch Kai Mirus kämpft bei seinem Lauf an diesem verflixten, blauen Tor so kurz vor dem Ziel und mogelt sich mit akrobatischen Bewegungen ins Ziel. Eine Zeit um 48 Sekunden, der Schnellste der ESVler heute.
Und jetzt entspannt über die Pisten weiter oben am Steinbergkogel und an der Fleck düsen? Ohh nein. Kai Mirus muss nochmal starten. Warum? Es gibt ein Finale der besten 20 weiblichen und der besten 20 männlichen Starter. Kai hat es genau auf Platz 20 geschafft. Es wird ein neuer Kurs gesetzt, eine zweite Besichtung und ein zweiter Start. Aber immerhin ist die Erfahrung aus dem ersten Lauf jetzt da, das Gefühl für den eisigen Untergrund. Und die Piste wird jetzt doch besser sein, weil ja nur die 20 besten weiblichen Ahtletinnen vor Kai an der Reihe sind. Und Kai lacht am Start und freut sich mit Eberhard, der oben mit ihm wartet. “Ich werde ja auf jeden Fall im Ziel erstmal die schnellste Zeit haben!”
Die Abstand zwischen den wenigeren Skiläufern ist jetzt größer, die beiden Moderatoren auf der Dachterasse der Red-Bull-Loung kommentieren jetzt jeden Lauf in ganzer Länge. Davon bekommt Kai aber während seiner Fahrt nichts mit. Er hat sich etwas mutiger in den Steilhang reinbewegt, hat ein gutes Gefühl bei der Fahrt. ist auf die Linkskurven im unteren Teil vorbereitet, bei denen es über die Kuppe geht und er wie aber auch alle anderen kurzzeitig mit den Skiern durch die Luft springt. Diesmal 45 Sekunden. Und die Freude und auch der Stolz steigt sogar, als zunächst die weiteren Konkurrenten diese Zeit nicht knacken können. Er arbeitet sich auf Rang 13 vor, hat aber zu den Spitzenläufern auf den ersten drei Plätzen dann doch noch einen Respektabstand von über 7 Sekunden.
Puuhh, ein aufregender, spannender Tag. Tolle Atmosphäre am Weltcuphang. Aber auch sehr herausfordend und anspruchsvoll, dort runterzufahren. Danke an die Münchner Skilöwen, dem Ausrichter des Rennens, für diese Gelegenheit.


Weitere Infos zu den Offenen Münchner Meisterschaften 2025 auf rennmeldung.de oder auf der Homepage der Veranstaltung.